Umsetzung
Die Individualität einer Lehrperson bestimmt, wie sich die Festlegung auf die Dialogische Didaktik im Unterricht ausdrückt. Peter Gallin beschreibt im Folgenden seinen Unterricht anhand des Kreislaufs Kernidee, Auftrag, Lernjournal, Rückmeldung.
Kreislaufposition | Aktivitäten der Lehrperson | Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler |
Kernidee | Die Lehrperson entwickelt eine Kernidee, welche sich für den Stoff des Lehrplans eignet. | |
Unterricht und Auftrag | Die Lehrperson stellt die Kernidee vor. Der Auftrag 1 wird der Klasse diktiert oder kopiert abgegeben. | Die Schülerinnen und Schüler hören sich die Geschichte zum Stoff an. Sie schreiben einen Titel zum Lehrplanthema und notieren in ihr Journal fachliche Voraussetzungen, historische oder aktuelle Daten und Fragestellungen. Schliesslich notieren sie den Auftrag nach Diktat oder ordnen den kopiert abgegebenen Auftragstext in ihr Journal ein. |
Journal | Die Lehrperson muss schweigen können. Wenn aber Hilfe angefordert wird, soll diese nicht verweigert werden. Vielmehr wird das Begehren nach einer "Lösung" umgewandelt in eine Anleitung, wie man sich der Lösung nähern könnte. Diese Grundhaltung sollte bereits aus der Art des Auftrags hervorgehen. Gute Aufträge fragen nicht nach Lösungen, sondern nach Lösungswegen. | Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten den Auftrag 1 entweder in der Schule oder beginnen die Bearbeitung in der Schule und führen sie als Hausaufgabe zu Ende und zwar auf eine genau bezeichnete spätere Lektion. Arbeiten die Lernenden auf Journalblättern, steht auf jedem Blatt der Name, das Datum und die Blattnummer. Ausserdem erhält jeder Auftrag den Titel "Auftrag auf den ..." so. Jede Schülerin und jeder Schüler schreibt einen eigenen Journaleintrag, selbst dann, wenn in Gruppen gearbeitet wird. Es gilt die Verpflichtung, dass bei jedem Eintrag die Quellenangabe gemacht wird: Von wem stammen die Ideen? (Mitschülerin, Mitschüler, Verwandte, Bekannte, Bücher, Internet usw.) |
Unterricht | Am Abgabedatum wird der Auftrag 1 aller Lernenden eingesammelt. Wer nicht rechtzeitig abgibt, muss sich nicht entschuldigen, sondern verpasst damit die Chance, mehr als nur "erfüllt" als Bewertung zu erhalten. Nach dem Einsammeln, verfolgt der Klassenunterricht ein zwar im Lerhplanstoff angelegtes, aber im eben eingesammelten Auftrag nicht angesprochenes zweites Thema. Das sind häufig alte, liegen gebliebene Fragen, Nachträge oder technische Übungen im Hinblick auf Prüfungen. Bei verdichtetem Vorgehen wird aus dieser Beschäftigung ein neuer Auftrag 2 generiert und erteilt. Bei weniger dichtem Vorgehen kann eine Hausaufgabe gestellt werden, deren Überprüfung den Lernenden überlassen wird (Schlüssel, Taschenrechner usw.). | Die Lernenden nehmen an einem verhältnismässig traditionellen Unterricht teil. Sie protokollieren ihn und führen so ihr Journal weiter. Falls das Journal aus losen, nummerierten Blättern besteht, muss sich die Nummer des letzten Blattes des abgegebenen Auftrags 1 gemerkt werden. |
Rückmeldung | Der Stapel mit den bearbeiteten Aufträgen 1 wird durchgesehen. Man korrigiert die Arbeiten nicht wie Prüfungen durch. Keinesfalls soll eine Kriterienliste für die Beurteilung der Arbeiten aufgestellt und angewendet werden. Man entscheide sich nach der Lektüre einer Arbeit sehr rasch für einen Intensitätswert, der durch Angabe von Häcklein quantifiziert wird. Zudem werden Kernideen der Lernenden auf den Punkt gebracht und den Perlen zugeordnet, welche in einer Autografensammlung kopierbereit gemacht werden. | Bei verdichtetem Vorgehen arbeiten die Lernenden allein oder in Gruppen bereits am Auftrag 2. |
Kernidee und Unterricht | Der Auftrag 1 wird ausgeteilt und -- bei verdichtetem Vorgehen -- der Auftrag 2 eingesammelt. Die für alle nun kopierte Autografensammlung zum Auftrag 1 wird abgegeben und besprochen. Im Journal wird dazu explizit unter der Überschrift "Lehrerkommentare zum Auftrag auf den ..." protokolliert: Kernideen der Lernenden, generelle Missverständnisse, Zusammenfassungen und oft ein Kasten mit der Theorie des Lehrplankapitels. | Eigene Beurteilung zum Auftrag 1 zur Kenntnis nehmen. Arbeiten anderer Schülerinnen und Schüler lesen, studieren. Mitschrift der Lehrerkommentare und Theorien. |
Auftrag | In den meisten Fällen ergibt sich aus der Besprechung und Durchsicht des Auftrags 1 ein neuer Auftrag 3. | |
Journal | Erste Durchsicht des Auftrags 2. | Arbeiten am Auftrag 3, vielleicht mit direktem Austausch unter den Lernenden bereits in der aktuellen Lektion. |
Rückmeldung | Beurteilung des Auftrags 2 analog zur Arbeit am Auftrag 1. | Fertigstellung der Bearbeitung des Auftrags 3. |
Kernidee | Besprechung der Autografensammlung zum Auftrag 2 und Einsammeln des Auftrags 3. | Notieren der Konsequenzen aus dem Auftrag 2. |
Auftrag | Aus dem Auftrag 2 wird der Auftrag 4 generiert. | |
Journal | Arbeit am Auftrag 4. | |
Rückmeldung | Durchsicht des Auftrags 3. |